Bei hochsommerlichen Temperaturen besuchten die Grünen Oberwallis am Montag das Herdenschutzprojekt auf der Alpe Pontimia der Personengesellschaft Oggier. Die SchäferInnen und die Grünen eint die Überzeugung, dass der Dialog zwischen den unterschiedlichen Interessensgruppen bei der Wolfsproblematik ein zentraler Schritt zu einer zukunftsfähigen Weidehaltung im Berggebiet ist.

Wenn wir unsere Berglandwirtschaft inklusive Kleinviehhaltung erhalten wollen, führt kein Weg am Schutz der Weidetiere während der Sömmerung vorbei. Zu dieser Erkenntnis kommen immer mehr Landwirte. So auch Flavio und Roger Oggier aus Baltschieder und ihre SchäferkollegInnen. Seit diesem Juni sömmern sie mehr als 500 Schwarznasenschafe auf der Burgeralpe Pontimia im Zwischbergental.

Zuvor sömmerten die Schäfer ihre Tiere im Unterwallis auf verschiedenen Alpen. “Nach Schafsrissen und weiteren Schwierigkeiten zogen wir schweren Herzens einen Schlussstrich und suchten nach einer neuen Alp, um ein grossangelegtes Herdenschutzprojekt zu starten”, erklärt Roger Oggier.

Flavio (links) und Roger Oggier mit einem ihrer geliebten Schwarznasenschafe.

Durchdachtes Herdenschutzkonzept auf der Alpe Pontimia

Auf der seit diesem Sommer gepachteten Alpe Pontimia werden die Schafe in eingezäunten Tagweiden sowie in grossräumigen Nacht- und Schlechtwetter-Koppeln gehalten. Die Koppeln bauten Flavio und Roger Oggier gemeinsam mit ihren SchäferkollegInnen auf. Die Koppelhaltung zieht einen enormen Mehraufwand in Bezug auf den Auf- und Abbau, dem Wassermanagement und der Krankheitsübertragung zwischen den Schafen nach sich. Eine erfahrene Hirtin hütet und pflegt die Schafe. Der Hirtin steht eine Alphütte zur Verfügung. Da die Haltung von Herdenschutzhunden herausfordernd ist, verzichteten die SchäferInnen auf deren Einsatz.

Als erste Oberwalliser Schafalpe arbeiten die SchäferInnen mit dem Verein zum Schutz der Weidegebiete in den Schweizeralpen (OPPAL) zusammen. Dessen Herdenschutzprogramm bietet Wachposten an, um die Hirtinnen abzulösen, wenn diese über die Nacht ruhen müssen. So wird eine kontinuierliche Überwachung der Herde sichergestellt. Zusätzlich sollen Warnanlagen mit Geräuschen und Lichtern Grossraubtiere fernhalten. Dies alles ist mit Aufwand und einer seriösen Planung verbunden. Von der Wasser- und Stromversorgung, dem Materialtransport bis hin zur Pflege der Schwarznasenschafe leisten die engagierten SchäferInnen einen enormen Mehraufwand. Bisher mit Erfolg. Flavio Oggier ist erleichtert, dass sich trotz Wolfspräsenz auf der Alpe Pontimia die Herdenschutzmassnahmen bisher bewähren und es zu keinen Angriffen kam. Nichtsdestotrotz ist bei den Schäfern und der Hirtin die Anspannung spürbar, wenn sie von den Wolfssichtungen erzählen.

Die weitläufige Alpe Pontimia im Herbst.

Die Grünen unterstützen die SchäferInnen finanziell

„Wir sind beeindruckt von der Fachkompetenz und der Leidenschaft der SchäferInnen auf der Alpe Pontimia, die Herdenschutzmassnahmen überzeugen uns sehr“, betont Brigitte Wolf, Co-Präsidentin der Grünen Wallis, „mit unserem Beitrag von 2’200 CHF möchten wir das grosse Engagement der Schäfer für den Schutz ihrer Schafe unterstützen.“

Die Grünen Oberwallis vertreten die Meinung, dass ein Zusammenleben von Berglandwirtschaft und Wolf nur möglich ist, wenn wir unsere Weidetiere schützen. “Angesichts des sechsten grossen globalen Artensterbens ist es unsere gesellschaftliche Verpflichtung gesunde Wildbestände zu haben, auch von Grossraubtieren”, ist Aaron Heinzmann, Präsident der Grünen Oberwallis überzeugt. “Dies schliesst nicht aus, dass verhaltensauffällige Wölfe, die regelmässig ohne Scheu ins Siedlungsgebiet drängen und Herdenschutzmassnahmen überwinden, nach einfachen Bewilligungsverfahren geschossen werden können. Hier ist der Bund und das nationale Parlament gefordert, die nötigen Massnahmen zu ergreifen.”

Aaron Heinzmann, Präsident der Grünen Oberwallis, und Brigitte Wolf, Co-Präsidentin der Grünen Wallis, überreichen den Schäfern Roger und Flavio Oggier auf der Alpe Pontimia einen Scheck in der Höhe von CHF 2200.–.