WB_220912_Massentierhaltung

 

 

Die Initiative gegen Massentierhaltung möchte einen Richtungswechsel in der Schweizer Landwirtschaft. Es geht nicht einfach um hübschere Ställe für die Tiere und der Rest bleibt gleich. Es geht um eine ganzheitliche, freiheitliche Landwirtschaft mit geschlossenen Stoffkreisläufen und einer standortangepassten Produktion. Davon profitieren sowohl Bauern als auch Konsumentinnen und die Natur. Die Oberwalliser Bäuer:innen wären vor allem von der Auslaufpflicht betroffen. Die Grünen Oberwallis sind der Meinung, dass jedes Nutztier Zugang ins Freie haben soll. 

 

83 Millionen Tiere wurden 2021 in der Schweiz zur Fleischgewinnung getötet. Das entspricht rund 10 Tieren für jede:r Einwohner:in dieses Landes. Die Schlachtzahlen haben sich in den letzten 20 Jahren beinahe verdoppelt. Für die Tiere hat die Intensivierung der Landwirtschaft Folgen. Sie müssen in immer grösseren Ställen auf immer weniger Platz leben. So dürfen bis zu 27’000 Masthühner oder 1500 Schweine in einem Betrieb gehalten werden. Dabei haben viele Hühner gerade mal eine A4-Seite Platz zum Leben. Zehn Schweine dürfen auf der Fläche eines Parkplatzes gehalten werden. Den freien Himmel erblicken die Tiere oft nur am Tag ihrer Schlachtung.

 

Hier setzt die Initiative gegen Massentierhaltung an: Sie weist den Weg hin zu einer standortangepassten Schweizer Landwirtschaft, die für eine ressourcenschonende und tierfreundliche Produktion steht. Konkret fordert die Initiative:

  • Eine tierfreundliche Unterbringung und Pflege: mehr Platz pro Tier, Einstreu für alle Tiere, Beschäftigungsmöglichkeiten
  • Den Zugang ins Freie: täglicher Weidezugang, langsamer wachsende Rassen, die vom Auslauf profitieren können
  • Eine schonende Schlachtung: kurze Transportwege, bessere Kontrolle des Betäubungsvorgangs, schonende Schlachtmethoden
  • Maximale Gruppengrössen je Stall: kleinere Gruppen, weniger Tiere pro Hektar Weidefläche

 

Schweizer Bauernfamilien dürfen gegenüber dem Ausland nicht benachteiligt werden. Deshalb verlangt die Initiative Importregeln, die den neuen Schweizer Standards Rechnung tragen. Um betroffenen Betrieben genug Zeit für eine Neuausrichtung hin zu einer tierfreundlichen Produktion zu geben, sieht die Initiative eine Übergangsfrist von 25 Jahren vor – das entspricht de facto einer Generation. Wir brauchen einen Systemwechsel: zurück zu einer bodenbewirtschaftenden Landwirtschaft, weg von Profitmaximierung auf Kosten von Tier, Mensch und Umwelt.

 

Ernährungssicherheit stärken

 

Die Schweiz ist zu klein und als «Grasland» überhaupt nicht geeignet, um über 80 Millionen Tiere pro Jahr zu halten. In der Schweiz werden viel mehr Tiere gehalten, als Land zur Verfügung steht. Vor allem das Mästen von Schweinen und Hühnern stellt ein Problem dar. Pro Jahr müssen 1,4 Millionen Tonnen Futtermittel importiert werden. Auf der Hälfte unseres Ackerlandes wird Tierfutter angebaut. Diese Flächen könnten viel mehr Nahrungsmittel für uns Menschen liefern, wenn sie für den Anbau pflanzlicher Nahrungsmittel genutzt würden. Der Bundesrat bringt es wie folgt auf den Punkt: «Um unseren Selbstversorgungsgrad und unsere Widerstandsfähigkeit gegenüber Ernährungskrisen zu stärken, ist eine der wirksamsten Massnahmen, unseren Fleischkonsum zu reduzieren.» Es ist der übermässige Fleischkonsum, der die Massentierhaltung verursacht. Indem wir die Tierwürde respektieren, schonen wir das Klima und stellen die Weichen für eine nachhaltige Landwirtschaft. 

 

Ressourcenschonende und umweltfreundliche Landwirtschaft

Ein Drittel der konsumbedingten Umweltbelastungen geht auf das Konto unserer Ernährung. Ein Grossteil davon fällt in der Produktion an. Besonders umweltbelastend ist dabei die Tierhaltung: Sie ist sehr ressourcenintensiv und verursacht deutlich mehr Treibhausgasemissionen als der Anbau von pflanzlichen Nahrungsmitteln. Die Tierhaltung in der Landwirtschaft ist weltweit für über die Hälfte der gesamten Treibhausgasemissionen im Nahrungsmittelsektor verantwortlich und das, obwohl die Viehwirtschaft weniger als ein Fünftel der Kalorienversorgung der Weltbevölkerung bereitstellt. Orientieren wir die Landwirtschaft nicht nach einer standortgerechten Produktion aus, können wir langfristig nicht genügend Lebensmittel für die Weltbevölkerung produzieren.

Der Initiative gegen Massentierhaltung geht es nicht darum, die Tierhaltung aus der Schweiz zu verbannen. Die Schweiz soll (ja muss) auch weiterhin Fleisch produzieren, aber diese Produktion muss die Tierwürde und den Naturschutz berücksichtigen. 25 Jahre stehen zur Verfügung, um den notwendigen Wandel einzuleiten. Er muss gemeinsam mit der Landwirtschaft möglich sein.