Am 27. September stimmt die Schweiz über einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub ab. Heute müssen viele Väter bereits einen Tag nach der Geburt ihres Kindes wieder zur Arbeit. Sie haben keine Zeit, die Mutter zu entlasten und die junge Familie zu unterstützen.
Die Schweiz bildet beim Vaterschaftsurlaub das Schlusslicht Europas. Das ist nicht nur peinlich, sondern auch schädlich für die Wirtschaft. Weltweit arbeiten die besten Köpfe für Unternehmen, die grosszügige und moderne Arbeitsbedingungen für Familien anbieten. Dazu gehört auch ein Vaterschaftsurlaub. Oft wird argumentiert, die KMU könnten sich keinen Vaterschaftsurlaub leisten. Dabei würden gerade die kleineren und mittleren Unternehmen davon profitieren; denn ein gesetzlich geregelter Vaterschaftsurlaub gibt ihnen gleich lange Spiesse wie Grosskonzernen, die sich heute schon einen Vaterschaftsurlaub leisten können, und steigert so die Attraktivität der KMU für junge Fachkräfte. Zwei Wochen Vaterschaftsurlaub kosten auf dem Lohnzettel pro Monat nicht mehr als eine halbe Tasse Kaffee oder 0.06 zusätzliche Lohnprozente, die je zur Hälfte von den Arbeitgebenden und den Arbeitnehmenden bezahlt werden. Die Finanzierung erfolgt wie beim Mutterschaftsurlaub unkompliziert über die Erwerbsersatzordnung.
Die letzten Monate haben gezeigt, wie wichtig die Betreuungsarbeit für Familien ist. Mit der Einführung eines Vaterschaftsurlaubs wird endlich anerkannt, dass bei der Betreuung eines Neugeborenen beiden Elternteilen eine wichtige Rolle zukommt. Es ist ein wichtiger und überfälliger Schritt in Richtung Gleichstellung, Vereinbarkeit von Beruf und Familie und fairer Aufteilung von bezahlter und unbezahlter (Care-)Arbeit – hin zu einer modernen Familienpolitik.